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Channel: Kommentare zu: Lieber Verbraucher – was ich verstanden habe…
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Von: Anke

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Lieber Bauer Willi,
Leider habe ich erst jetzt von Ihrer Seite erfahren. Glückwunsch, das ist eine super Idee, auch wenn ich mir vorstellen kann, das manche Kommentare eher schwer verdaulich sind. Ich kann Ihren Briefen an die Verbraucher nur zustimmen, ich habe diese Doppelmoral ziemlich satt: auf dem Land leben wollen, aber bitte kein Misthaufen in der Nachbarschaft, auf die Bauern und die Landwirtschaft schimpfen, aber beim Discounter einkaufen und mehrmals im Jahr in den Urlaub fahren… Da passt so vieles nicht zusammen, und ich hoffe, Sie können vielleicht ein paar wachrütteln.
Was ich mich aber frage, wie können wir die Wurzel des Übels bekämpfen, und die liegt, neben der „Geiz ist geil“-Mentalität, neben einer in meinen Augen falschen (Agrar)Politik und einem LBV, der vor allem eines forciert: billig produzieren, um zu exportieren. Ich erinnere mich an Phil Hogan und Ruckwied Anfang 2015 auf einer Konferenz anlässlich der Grünen Woche, die genau da die goldene Zukunft sehen für die deutsche und europäische Landwirtschaft. Und natürlich die Politik, die die Wähler/innen mit billigen Einheitsprodukten befriedigen möchten. Gerade mal 8% des Einkommens gibt der und die Deutsche für Nahrungsmittel aus, da stimmt doch was nicht. Es ist immerhin unser Essen, das wir zum Leben brauchen und uns doch auch Genuss sein soll und nicht irgendein Schnickschnack, den man vielleicht braucht oder auch nicht.
Über die angebliche Macht des Verbrauchers kann man streiten, aber sicherlich können wir mehr tun und vor allem sollten wir den Erzeugern unserer Nahrung gegenüber Respekt aufbringen. Dennoch freue ich mich, dass sich – endlich – ein Bewusstsein entwickelt und Menschen (inkl.) Bauern (!!) sich wehren gegen eine Agrarindustrie, die – ob aus Zwängen oder Profitstreben heraus – auf eine Art und Weise produzieren, die weder nachhaltig ist noch Tiere als Lebewesen respektiert. Ich komme gerade aus Berlin und war begeistert von den vielen Traktoren auf der Demo, die zeigen, dass immer mehr Bauern von unserer Politik die Nase voll haben und mit den Verbrauchern zusammen auf die Straße gehen.
Ich wäre selbst gern (Bio)Bäuerin, bin auf einem Nebenerwerbsbetrieb aufgewachsen (trotz der Wochenenden im Heu und Rinder umtreiben oder Eier sortieren, statt shoppen gehen die schönste Zeit meines Lebens), musste diesen Traum mangels eines eigenen Betriebs aber leider begraben.
Weiter so, was wir brauchen ist Dialog. Auch zw. Verfechtern einer agrarökologischen und der einer intensiven Landwirtschaft, sonst gibt es in Deutschland bald nur noch wenige große Agrarunternehmen und keine bäuerliche Landwirtschaft mehr.
Anke

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